Donnerstag, 22. März 2007

...

Heute passierte schon wieder etwas, was mich an der Welt und dem Guten im Menschen zweifeln lässt.
Meine Mama erzählte mir, dass mein Opa von einem Auto angefahren wurde. Gott sei Dank ist ihm außer ein paar Prellungen nichts passiert.
Das wirklich Schlimme an der Sache ist, dass der Autofahrer noch nicht einmal ausstieg. Er rief ihm zu, man müsse halt etwas schneller gehen. Mein Opa war Gott sei Dank zumindest zu schlagfertig, ihm zu entgegnen, man müsse halt etwas langsamer fahren. Der §?}%"(ß!& Fahrer ließ sich noch nicht einmal dazu herab, aus dem Auto auszusteigen, um sich zu vergewissern, dass meinem Opa nichts passiert ist.
Mein Opa wird im Mai 87. Es ist ganz klar, dass er nicht mehr flink wie eine Gazelle über die Straße hüpfen kann.
Dass er angefahren wurde, ist nicht mein Problem - sowas kann passieren. Und, wie gesagt, es ist ja Gott sei Dank nichts dramatisches passiert.
Das Schlimme finde ich das schon fast menschenverachtende Verhalten des Autofahrers.
Ich frage mich, wie man so wird. Wie ist dieser Mensch so geworden?? Was ist ihm in seinem Leben passiert, dass sich dieser Charakter entwickelte? Hat er vielleicht zuhause keine andere Behandlung erfahren und kennt es somit nicht anders?
Ich verstehe es nicht.
The_Skywalker - 22. Mär, 18:06

Ich glaube, du bist auf dem besten Weg. Du bist menschenoffen, du gehst auf die Menschen zu und hörst ihnen zu. Hör weiter hin, lass es dir erklären. Es gibt nichts komplizierteres auf dieser Welt als die menschliche Psyche. Die Welt und der Mensch sind im ständigen Gegenspiel, sich gegenseitig in jedem Moment beinahe unkontrollierbar beeinflussend. Die Frage nach dem Warum gehört mit Sicherheit zu den am Schwersten zu beantwortenden Fragen unserer Existenz. Aber das ist kein Grund, mit dem Fragen aufzuhören.
Wenn es etwas in dieser Welt gibt, was ich nicht verstehe, nicht verstehen will, nicht verstehen kann, dann ist es Hass. Hass ist die destruktivste aller Emotionen und doch mitunter die, die den stärksten emotionalen Einfluss auf uns hat. Ich glaube, Hass entsteht aus Verzweiflung. Und Verzweiflung entsteht aus dem Verlust von Hoffnung. Ich weiß, es gibt viele Dinge hier, die dich am Guten im Menschen zweifeln lassen. Aber darüber die Hoffnung verlieren ist das Schlimmste, was einem passieren kann.

Ich schweife ab. Eins will ich noch sagen, was vielleicht zu deinem Beitrag passt. Es gibt viele Menschen, die nicht das Glück im Leben gehabt haben, wie wir. Aber ist es wirklich einfach Glück? Ich glaube, was uns zu "glücklichen" Menschen macht oder gemacht hat, sind die Menschen, die unser Leben geprägt haben. Unsere Eltern, unsere Freunde, manchmal sogar Wildfremde. Gute Menschen, die es dir ermöglicht haben, ein derart positives Menschenbild zu entwickeln (und das ist etwas so wertvolles), ein fröhlicher, sorgenunbeschwerter Mensch zu werden.

Du kannst Menschen wie diesen Autofahrer wahrscheinlich nicht zu einem besseren Menschen machen. Du wirst vielleicht sogar niemals verstehen, warum er so ist, wie er ist oder warum er so gehandelt hat. Aber du kannst in deinem kleinen Radius so viel tun, um die Welt ein klein bißchen besser zu machen. DU kannst ein guter Mensch sein, der es anderen Menschen ermöglicht, der Welt ebenfalls etwas Gutes zu geben. Dein Einfluss auf die Welt ist der Einfluss, den du auf deine Mitmenschen hast. Auf deine Freunde, auf deine Familie, manchmal sogar auf Wildfremde. Menschen, die diesen Einfluss für etwas Gutes nutzen, sind die, die diese Welt zu etwas Gutem machen. Jeder einzelne von ihnen überwiegt alle Arschlöcher auf dieser, unserer Erde. Nicht alles hier ist gut. Aber das, was gut ist, ist es verdammt nochmal wert, höher geschätzt zu werden, als das viele Schlechte, was uns manchmal verzweifeln lässt.

Manchmal glaube ich, ich kann nachvollziehen, wie man zu so einem Menschen werden kann. Und dann habe ich das Gefühl, die Gefahr ist realer, als ich vielleicht glaube. Aber es macht mir bewusst, wie wichtig es ist, sich Hoffnung zu bewahren. Und es macht mich dankbar für die vielen großartigen Menschen, die ich Teil meines Lebens nennen durfte und darf.

Es ist möglich, all das Grausame, Menschenverneinende zu sehen und zu kennen und dennoch nicht den Glauben an das Gute, die Hoffnung zu verlieren. Vielleicht ist das das einzige, worauf ich wirklich hinaus will und damit schließe ich diesen doch etwas sehr abgeschweiften Beitrag. Nimm es mir nicht übel und ignoriere von mir aus, was du als obsolet erachtest. VIelleicht haben wir ja mal Gelegenheit, uns in persona darüber zu unterhalten.
Bis dahin, meine liebe Porzia!

Solskin - 23. Mär, 12:39

Unfassbar

Ok, was da passiert ist, ist der schlichte Wahnsinn...
Es passt sehr gut zu dem, worüber ich mihc mit meinem Vater heute morgen unterhalten habe. Bei uns ging es nämlich auch darum, wohin unsere Gesellschaft steuert. Mein Dad merkte an, dass ihm eine zunehmende Verrohung und abnehmende Menschlichkeit immer mehr auffalle. Ich selbst beschwere mich andauernd darüber und im Gegensatz zu Skywalker fällt es mir persönlich sehr schwer daran wirklich zu glauben, dass der Mensch an sich gut ist. Und gerade in einer solchen Situation, wenn man einen alten Mann angefahren hat, sollte doch, unabhängig von der momentanen Laune desjenigen, der am Steuer sitzt, der gute Instinkt zum Vorschein kommen, der den Fahrer aussteigen lassen sollte um zu sehen, was da nun passiert ist...
Auch meine Oma ist 86. Wir sind zuhause alle sehr froh, dass sie ihr Leben noch alleine gemeistert bekommt und bisher kam mir nie in den Sinn, dass man sich nicht um sie kümmern könne, falls ihr mal ähnliches passieren sollte...
Manche Menschen sind einfach traurige und erbärmliche Kreaturen. Was an bösen Gedanken über ein solches Verhalten noch gerade durch meinen Kopf geht, möchte ich besser hier nicht öffentlich hinschreiben. Aber: ich bin mehr als schockiert...

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