Montag, 2. April 2007

"Es hat doch im Grunde niemand einen rechten Begriff von der Schwierigkeit der Kunst als der Künstler selbst." (Johann Wolfgang von Goethe)

Ich will schreiben.
Ich habe das innere Bedürfnis, zu schreiben.
Ich habe eben etwa eine Stunde lang in meinem Zimmer gesessen. Ich habe Sachen aus der Schulzeit in die Hand genommen, alte Unterlagen, Hefte, Briefe durchgeblättert, habe kurze Kinderbüchlein gelesen (für die, die sie kennen: Little Miss Bücher - von einer speziellen Little Miss übernahm ich ja auch mein Pseudonym bei fast allen anderen Internetidentitäten) - aber ich wartete letztendlich die ganze Zeit auf einen Einfall. Eine zündende Idee. Denn ich will schreiben. Ich verspüre tief in mir den Drang, wieder einmal etwas zu Papier zu bringen.
Mir fielen auch die ganzen Absagen wieder in die Hände, die mir diverse Verlage damals sendeten, als ich im zarten Alter von 17 dachte, ich könnte ja mal einen Versuch starten. Zugegebenermaßen hätte ich mich auch nicht verlegt damals. Ich war 17, hatte weder besonders viel Lebenserfahrung noch einen besonders brillianten Schreibstil ("brilliant" schreibe ich übrigens absichtlich falsch, da ich finde, das zweite "i" ist aus rein ästhetischen Gesichtspunkten unerlässlich - und bei der Aussprache ist es ja eigentlich eh immer dabei).
Ich fühlte mich zu allem anderen eben unfähig. Nichts sonst konnte mich begeistern. Mir ging es fast körperlich schlecht, ich fühlte mich wie ein Tiger, der den ganzen Tag über an den Gittern antlang von rechts nach links und von links nach rechts seinen Käfig durchschreitet. Schon als Kind taten mir bei Zoobesuchen diese Tiere leid. Es waren ja nicht nur Tiger, es gab auch Löwen, Panther, Leoparden. Ich hätte nie gedacht, dass ich selbst mal so ein Tiger sein würde.
Ich muss schreiben.
Ich glaube, es gibt nichts Unbefriedigenderes auf dieser Welt als den Willen, etwas zu schaffen und es nicht zu können. Aus Mangel an Ideen. Aus zu vielen verworfenen Ideen. Dieses Leiden kann glaube ich niemand sonst nachvollziehen, als jemand, der es selbst einst erlebt hat.

Wem dieser Eintrag bisher merkwürdig vorkommt, der hat völlig recht. Für einen Moment dachte ich nämlich, ich könnte ja genau so ein Buch anfangen. Dass jemand schreiben will und nicht kann. Blöde Idee. Nicht besonders originell und schon beim Schreiben war mir wahnsinnig langweilig. Um dem Geschmiere aber wenigstens ein bisschen Sinn zu geben, dachte ich mir, schreibe ich es doch einfach hier herein. ;o)
Dabei hätte ich es wissen müssen. Eigentlich habe ich schon genug Erfahrung mittlerweile, um zu wissen, dass man auf Befehl nur in den allerseltensten Fällen etwas Kreatives tun kann. Dass klappt weder beim Schreiben, noch beim Komponieren, noch beim Malen. Und irgendwann, ganz unerwartet, ist es dann soweit.
Eine Idee.
Unbemerkt hat sie sich hereingeschlichen ins Bewusstsein, und nun drängt sie sich immer penetranter in den Vordergrund, drängt darauf, in die Tat umgesetzt zu werden. Ach, wie sehne ich diesen befreienden Augenblick herbei! Ich weiß, wenn ich warte, wird er kommen.
Übrigens habe ich vorgestern einen ersten wichtigen Schritt getan. Etwas, was ich immer schon hatte machen wollen und mich nie getraut habe. Ich habe meinen Ordner hervorgeholt, in dem so gut wie alles, was ich bisher schrieb, drin gesammelt ist, und habe meine ersten Krimis gelesen. Ich dachte mir, ich habe jetzt schon so eine zeitliche und emotionale Distanz zu ihnen (ich schrieb sie, als ich so um die 16 war), dass ich mir sie ruhig noch einmal vornehmen kann - nicht zuletzt, um zu schauen, ob eine Überarbeitung sich lohne.
Einerseits muss ich sagen, war ich ganz angetan, denn ich kam auf die Lösung der Krimis nicht selbst. Ich konnte mich selbst an die Handlung nicht mehr erinnern und so waren sie spannend bis zur Auflösung. Andererseits muss ich aber auch zugeben, dass der Schreibstil doch seeeeeeehr zu wünschen übrig lässt - was in dem Alter vermutlich auch nicht weiter verwunderlich ist. Ich habe auch viel zu "straightforward" geschrieben, zu wenig Verwicklungen eingeführt, bzw. die, die da waren, zu wenig ausgebaut. Es waren auch immer nur so um die 50 Seiten und das ist ja nun auch nicht so sonderlich viel. Ich habe mir jetzt mal von zweien (dem allerersten mit dem mächtigen Namen "Rache stirbt nie" und den dritten mit Namen "Ein Sommernachtsalptraum" - der zweite war leider nicht ausgedruckt) die Handlung herausgeschrieben und werde nun schauen, ob ich mich irgendwann mal daran setze, sie vernünftig umzuschreiben. Ich würde dann ganz neu anfangen und das, was ich bisher habe, gar nicht mehr einbeziehen. Lust hätte ich schon ... mal schauen ...
Ich fand auch noch ein sehr interessantes Schriftstück, was ich in der 12. Klasse oder so schrieb. Ich war damals ein großer Fan des Films "Notting Hill". In diesem Film spielt Julia Roberts ja eine äußerst bekannte Schauspielerin und Hugh Grant sieht sich in einer Szene Filme ebendieser Schauspielerin an. Man sieht die Schlussszene dieses 'Films im Film' und ich hatte damals scheinbar nichts besseres zu tun, als einen Roman zu schreiben, der genau mit dieser in diesem Film gezeigten Szene endet. Er hieß "Kunst!" und ich muss ihn unbedingt nochmal lesen ...

Dies ist jetzt ein sehr sehr ungeordneter und chaotischer Eintrag, ohne Struktur, ohne Aufbau, ohne alles. Ich habe ihn im Affekt geschrieben. Also verzeiht bitte. Ich schrieb gerade das, was mir in den Sinn kam.
Aber wisst ihr was? Ich fühle mich jetzt besser. Das hier ist zwar kein Roman, aber es ist schreiben. Und genau das wollte ich ja. Scheinbar (und das hätte ich nicht gedacht), ging es teilweise wirklich nur um den Akt des Schreibens. Was ich schreibe war wohl völlig gleichgültig und so tat es auch dieser Blog. Wie wundervoll! Nun kann ich diesen Tag doch noch fröhlich beschließen!!! :o)

An Skywalker: natürlich ist das ganze Dilemma nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass ich von der Filmdrehidee so begeistert bin, dass ich am liebsten sofort starten würde. Das hat sicherlich diese ganze Schreibwelle in mir hervorgerufen. Doch im Moment bin ich mir noch nichteinmal sicher, in welche Richtung das Drehbuch gehen soll. Soll es witzig sein? ernst? dramatisch? tragisch? seriös? durchgeknallt? Ich habe nicht den blassesten Schimmer bisher. In meinem Hinterkopf jedoch brodelt und brütet es und ich weiß, irgendwann wird es kommen. Und dann, mein Lieber, wird das alles ganz großes Kino! ;o)
Solskin - 3. Apr, 17:45

Lieber Biber

Ich dachte mal, ich würde lange Einträge verfassen, aber deiner hier sprengt den Rahmen. Wie dem auch sei, du lenkst mich gerade schön von allen verrückten Elekrtowissenschaftlern des 19. Jahrhunderts ab, wofür ich sehr dankbar bin, irgendwann wird man wohl verrückt von so etwas. Was die Blockade anbelangt, kann ich dir nur sagen: bin ganz deiner Meinung, was dieses kribbelige und nervtötende Gefühl angeht, etwas schreiben zu wollen, es aber nicht zu können, weil das Hirn in genau diesem Moment wirklich vollkommen leer scheint.
Wenn ich dennoch Lust habe zu schreiben, denke ich mir meist verrückte Charaktere aus, schreibe 4-5 Seiten Charakterprofil,speichere es ab und warte dann,vielleicht kann ich irgendwann etwas damit anfangen.
Ich bin auf jeden Fall gespannt auf deine Schreibsachen und auf das Drehbuch. Wenn Hilfe benötigt wird: ihr wisst, wo ihr mich findet. ;)

Another Hero - 5. Apr, 19:51

Boah, du hast ja recht! Ich hatte diesen Artikel so runtergeschrieben, ich hab gar nicht gemerkt, wie lang der eigentlich ist! Ich war gerade einigermaßen geschockt! Bin aber froh, dass ich dich erfolgreich ablenken konnte! ;o)

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