Freitag, 6. April 2007

"Perlen vor die Säue"

Eine Freundin meiner Schwester brachte mich ins Nachdenken. Mal wieder. Es ist auch immer dasselbe, worüber ich dann nachdenke.
Sie meinte (wie schon unzählige Leute vor ihr), dass ich aufpassen soll, dass ich nicht mit 45 vorm Spiegel stehe und denke, hätte ich doch nur. Hätte ich doch nur meine ganzen kreativen Ecken genutzt - oder es zumindest probiert.
Darauf gekommen sind wir einfach daher, dass sie mich fragte, was ich denn so mache. Ich erzählte dann, dass ich überglücklich bin, die Hauptrolle in unserem nächsten Theaterstück zu haben, dass ich neuerdings Leinwände bemale und dass ein Freund einen Film mit mir drehen will, wovon ich ja ganz hin und weg bin und am liebsten gleich morgen anfangen würde. Ich erzählte, dass ich ja auch schon Drehbücher geschrieben hätte und das total toll fände, weil man im Schreiben schon Visionen hat, wie es nachher aussehen soll ... Ach ja, meinte ich dann, ich mache auch demnächst noch Examen.
Diese Freundin meinte dann, ob ich denn nicht mal darüber nachgedacht hätte, dieses ganze kreative Potential zu nutzen. Beruflich. Ich meinte dann, ja klar, schon, aber ich hätte dann auch nicht gewusst, welches der vier Sachen (Musik, Theater/Film, Schreiben, darstellende Kunst) ich hätte wählen sollen, da mir alle fast gleichlieb sind. Desweiteren gehen diese kreativen Sachen auch zumeist mit einem sehr ungeregelten, unvorhersehbaren Leben einher und ich bin ein recht sicherheitsbedürftiger Mensch und wisse nicht, ob das dann etwas für mich seie. Und außerdem hatte ich mir immer gedacht, dass ich es mir mit diesen Dingen, die meine Leidenschaften sind und so wichtig, dass ich es fast nicht ausdrücken kann, nicht verderben will, denn ich befürchte, müsste ich sie beruflich machen und wäre gezwungen, etwas zu produzieren, jeden Tag aufs Neue, dass ich die Lust an ihnen verlieren würde und dafür sind sie mir zu wichtig. Desweiteren schätze ich meine Fähigkeiten so ein, dass sie zwar vielleicht mehr sind als durchschnittlich, aber auch nicht genug, um sie beruflich nutzen zu können.
Diese Freundin fand das auch sehr einleuchtend. Dennoch sagte sie, ich solle aufpassen und mir der Tatsache bewusst sein, dass man nach Abschluss des Staatsexamens 5 Jahre lang bei der Bewerbung um einen Referendariatsplatz dieselben Chancen hat, als habe man sich direkt nach Abschluss des Studiums beworben. Sie sagte, sie rate immer allen, wenn noch irgendetwas ist, was sie auch nur im geringsten bewegt, das in diesen 5 Jahren auszuprobieren. Sie selbst habe diese Möglichkeit nicht gehabt, da sie zu Beginn des Studiums ungeplant schwanger wurde und somit sofort Verantwortung übernehmen musste und sich ein solches Ausprobieren nicht hatte leisten können.
Und sie sagte zu mir, dass das für mich alles normal sei. Ich kenne mich seit 23 Jahren und es ist für mich normal, dass ich alles fast 1:1 abmalen kann, was ich will, dass ich Bücher schreibe, dass ich komponiere - das ist für mich normal, ich empfinde es nicht als außergewöhnlich - wie denn auch, ich kenne es nicht anders. Aber sie sagte mir, dass das nicht normal sei. Sie habe Bilder von mir gesehen und das sei nicht normal. Und es sei auch nicht normal, einfach mal so einen Film drehen zu wollen oder ein Buch zu schreiben.
Und sie sagte mir, ich solle dringendst irgendetwas unternehmen nach meinem Staatsexamen, wenn ich auch nur das Fünkchen eines Zweifels habe, ob ich denn glücklich werde, wenn ich es nicht wenigstens probiert habe. Wenn ich mir sicher sei, dass ich es nicht wolle, dass ich mit der Entscheidung, die künstlerischen Sachen in meinem Leben auf Freizeit und somit eher Hintergrund beschränken will, dann sei das absolut in Ordnung. Aber wenn ich auch nur eine Ahnung eines Zweifels habe, so solle ich irgendetwas versuchen. Praktikum beim ZDF zum Beispiel.

Nach diesem Gespräch war mir ganz klar: ich MUSS irgendetwas unternehmen. Ich werde nicht glücklich, wenn da immer die nagende Frage sein wird, und wenn es doch geklappt hätte? Wobei es war spät, ich hatte getrunken, das Zimmer lag in einem nur von kerzenschein erleuchteten Dunkel ...
Am nächsten Morgen sah das schon wieder anders aus. Da kamen mir sämtliche kreativen Bestrebungen wieder sehr vage und sinnlos vor. Da wusste ich schon wieder nicht, was ich denn (wenn ich mich entscheiden sollte, tatsächlich etwas zu unternehmen) genau tun solle, welche Richtung, welche Art ...

Jaaaaa, und jetzt bin ich wieder so weit wie vorher. Ich WEISS, es ist ein Fünkchen Zweifel da und ich WEISS, sehr viele Leute sagen, ich sei Perlen vor die Säue.
Und ich frage mich auch immer, ob ich es den Fähigkeiten schuldig sei, sie zu nutzen. Ich meine, ich habe sie für mein Leben mitbekommen und ich finde, jeder hat die Pflicht, das zu nutzen, was er mitbekommen hat und seine angeborenen Fähigkeiten bestmöglichst zu nutzen. Und ich weiß eben nicht, ob ich es schon genügend nutze, oder ob da noch mehr drin ist.
Wenn irgendjemand mir in irgendeiner Weise seine Meinung kundtun will, so wäre ich demgegenüber mehr als aufgeschlossen :o)

Eure momentan sehr verwirrte
Another Hero

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